17.03.2018 Frühlingskonzert

flute-1427650_1920-1
Dies und Das
20. Februar 2018
img_1342-1
25.03.2018 Frühlingswanderung
13. März 2018

17.03.2018 Frühlingskonzert

dsc_3711-1
Frühling stand im Kalender. Als die Zuschauer nach Konzertende am Samstag das Bürgerhaus verlassen haben war jedoch beste Winterlandschaft vor der Tür vorzufinden. Doch der Reihe nach. Es ist schon gute Tradition, dass der Musikverein im Bürgerhaus sein Frühlingskonzert gibt. Die Tradition jährte sich nun zum dreißigsten Mal, wie Peter Wildschütz, neuer erster Vorsitzender des Musikvereins, in seiner Begrüßungsrede feststellte. Sicherlich wären ein paar Zuschauer mehr wünschenswert gewesen, doch wer dabei war, wurde nicht enttäuscht. „Zum 100 jährigen Vereinsjubiläum in drei Jahren, wird das Bürgerhaus bestimmt ausverkauft sein“, so der erste Vorsitzende optimistisch.

Den Anfang machte das Jugendorchester. Für die Jugend war es nun schon das zweite Konzert unter der Leitung von Thorsten Reinau. Bereits nach den ersten Tönen war schnell erkennbar, dass sich innerhalb des letzten Jahres viel getan hat. Ausgesprochen gut gearbeitet und diszipliniert, wie auch künstlerisch vorgetragen, das Programm der jungen Musiker und Musikerinnen. Die Handschrift des neuen Dirigenten war eindeutig zu erkennen. Neben einer kontinuierlichen Probearbeit und solider Instrumentalausbildung ist aber auch die Auswahl der Musikstücke von entscheidender Bedeutung für eine erfolgreiche Jugendarbeit. So bietet die Blasmusikliteratur mittlerweile ein sehr breites Spektrum, vor allem auch an aktueller Musik an.

Den Anfang machte die Filmmusik zu La La Land. Der Film und die dazugehörige Musik ist mehrfach preisgekrönt und wurde auch ebenso Oscar verdächtig vorgetragen. Moderne DJ's wie beispielsweise Felix Jaehn haben sicher nicht im Traum daran gedacht, dass ihre Musik auch mal von einem Blasorchester vorgetragen wird. Doch wenn der Dirigent auch Arrangeur ist, dann geht auch das. Im Vorfeld des Konzerts hatte sich jedes Register auf einen Lieblingssong geeinigt. Diese Songs hatte dann Thorsten Reinau ganz gemäß der Couleur des jeweiligen Register zum einem Medley „The Kids Favorites“ zusammengestellt. So entstand ein Stück, welches bereits die Musiker von Anfang an begeistert hat und schließlich vom Publikum mit großem, lang anhaltenden Beifall gewürdigt wurde. Dass das Orchester nicht nur hervorragende Musiker hat, sondern auch exzellente Entertainer besitzt, zeigten die beiden Moderatorinnen Sabrina und Sina, die souverän durch das Jugendprogramm geführt haben.

Mit viel Applaus wurde das Jugendorchester von der Bühne verabschiedet.

Nach kurzer Umbaupause versammelte sich das Blasorchester auf der Bühne. Die Moderation übernahm auch, wie bereits beim Festlichen Konzert im Herbst, Pfarrer Philip Kampe. Eine gewisse Begabung im Reden vor großem Publikum war klar erkennbar. Dem Motto des Konzerts „Ost und West“ folgend begann das Blasorchester seinen Teil mit dem Krönungsmarsch zur Krönung von Zar Alexander dem III. Komponist war kein geringere als Peter Tschaikowsky. Er selbst bezeichnete dieses Werk in großer Bescheidenheit nur als „Gelegenheitskomposition“. Auffallend jedoch ist die sorgfältige Instrumentierung und der Melodienreichtum des Werkes und kann daher ohne Zweifel als einer der besten Widmungskompositionen aller Zeiten bezeichnet werden.

Für viele Posaunisten ist das Konzert für Posaune von Nikolai Rimsky-Korsakow das Posaunen-Konzert schlechthin. Dazu tragen vor allem die Kadenzen im zweiten und dritten Satz bei, aber auch die hohe Qualität der gesamten Komposition. Im Vergleich zu anderen Werken welche eigens für Blasorchester arrangiert wurden, ist dieses Stück eine Originalkomposition für diese Besetzung. Der Solist Stefan Franz, treuen Konzertbesuchern schon häufiger als Solist in Erinnerung, meisterte die Herausforderung souverän, besonders auch in den Kadenzen, wo er ganz auf sich allein gestellt war ohne die sonst gefühlvolle Unterstützung des Orchesters. „Toska porodine“ (d.h. Heimweh) ist ein kleines Marschjuwel eines unbekannten Autors und bestes Beispiel für eine lange russische Marschmusiktradition. Thorsten Reinau hatte den Marsch mit Hilfe alter Aufnahmen rekonstruiert und ein Arrangement für das heutige Blasorchester geschaffen. Technisch gesehen war das Stück für den Musikverein keine wirkliche Herausforderung. Da lagen schon ganz andere Werke auf den Notenpulten der Musiker, speziell auch in diesem Konzert. Es überzeugte jedoch durch eingehende Melodien und ein flottes Grundtempo.

Dmitri Schostakowitsch ist einer der bedeutendsten russischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Seine Jazz-Suite Nr. 2, eigentlich nicht wirklich Jazz, sondern eher sehr gut komponierte anspruchsvolle Unterhaltungsmusik, wurde vor allem durch die Verwendung als Filmmusik bekannt. Dem Marsch, welcher ein wenig an Jahrmarkt erinnert, folgte ein Walzer mit einer sehr einprägsamen Melodie.

Der musikalische Höhepunkt des Konzerts war ohne Zweifel die Symphonischen Tänze aus der West Side Story von Leonard Bernstein. „Ich schlafe kaum; ich arbeite jede – buchstäblich jede – Sekunde (zumal ich vier Dinge gleichzeitig tue: komponieren, Gesangstexte schreiben, orchestrieren und das Ensemble einstudieren). Es ist Mord, aber ich bin begeistert. Es wird vielleicht etwas Außergewöhnliches.“

Das schreibt Leonard Bernstein am 8. August 1957, mitten im Endspurt zur Premiere der West Side Story, an seine Frau Felicia. Das Musical, hundertfach auf den Bühnen der Welt aufgeführt und verfilmt, bietet musikalisch alles was man sich nur denken kann. Eingehende Melodien, schnelle und langsame Passagen, anspruchsvolle Rhythmuswechsel. Ein Werk, und speziell auch in diesem Arrangement auf höchstem Niveau. Zahlreiche solistische Einlagen wurden von den Musikern mit Bravour gemeistert. Auch die Passagen des gesamten Orchesters wurden sehr überzeugend rüber gebracht, was in Anbetracht der teilweise sehr jazzigen Harmonien deutlich über das gewohnte Repertoire hinausging.

Insgesamt ein besonders gelungenes Konzert, welches sicher noch einige Zuhörer mehr vertragen hätte. Vielleicht beim nächsten Konzert. Allen Musikern und Freunden des Vereins wünschen wir ein geruhsames Osterfest.
programm_2018_2